Tauchen mit T1D – Mein erster Tauchgang auf Lombok

Leute, ihr könnt es euch nicht vorstellen, wie aufgeregt ich vor meinem ersten Tauchgang war. Gerade in Bezug auf meinen Diabetes habe ich mir vorher sooo viele Gedanken gemacht und mir die schlimmsten Szenarien ausgemalt. Beziehungsweise einfach nur den worst case: „Hypo während eines Tauchgangs“

Mal ein paar Gedanken die Tage davor: „Werde ich eine Hypo überhaupt unter Wasser merken?“, „Wie mache ich am besten auf mich aufmerksam, dass ich so schnell wie möglich hoch tauchen muss?“, „Kann ich unter Wasser Zucker zu mir nehmen?“, „Wie reagiert meine Tauchlehrer auf meinen Diabetes?“, „Darf ich überhaupt einen Tauchschein mit Diabetes machen?“, „Brauche ich eine Bescheinigung von meinem Arzt?“ Uff, das war ganz schön viel, was sich da an Fragen gesammelt hat. Um die wichtigste Frage gleich zu beantworten: Ja, ich darf mit Diabetes einen Tauchschein machen und ja, ich brauche eine Bestätigung von einem Arzt, der mir bestätigt, dass mein Diabetes gut eingestellt ist.

Die anderen Fragen haben sich dann auch relativ schnell geklärt. Mein Tauchlehrer war super entspannt und hat mir ein sicheres Gefühl vermittelt. Wir haben uns auf ein Notsignal unter Wasser geeinigt, damit er Bescheid weiß, wenn ich merke, dass etwas mit meinem Blutzucker nicht stimmt. Denn normalerweise ist die erste Regel beim Tauchen: Nicht einfach auftauchen während eines Tauchgangs. Unser Tauchlehrer konnte es gar nicht oft genug sagen: Wenn Panik aufkommt, auf keinen Fall auftauchen, sondern Atem konzentrieren und unten bleiben. Mein erster Gedanken war dann: Na toll, wie soll ich denn bitte ein aufkommendes Panikgefühl von einer Hypo unter Wasser unterscheiden?!

Auf offiziellen Tauchwebsite wird ein Wert nicht unter 160 mg/dL für Diabetiker empfohlen. Mein Wert war vor dem ersten Tauchgang schon bei 200 mg/dL. Ich hatte einiges weniger für das Frühstück gespritzt, um nicht so viel aktives Insulin im Körper zu haben. Zusätzlich habe ich dann auch noch einen Müsliriegel gegessen. Im Nachhinein war der echt unnötig, aber hat mir einfach ein sicheres Gefühl gegeben. Und dann ging’s auch schon los. Unser Tauchlehrer hat nicht lang gefackelt und wir drei Mädels sind gemeinsam mit ihm abgetaucht. Es muss so unfassbar witzig ausgesehen haben, wie er versucht hat, uns alle drei festzuhalten, denn wir hatten ja keine Ahnung, wie man sich unter Wasser ausbalanciert, wie das am besten mit dem Atmen funktioniert und wie man nicht wieder hochtreibt. Also hat er uns alle gepackt, wir haben uns aneinander festgehalten und sind gemeinsam abgetaucht. Hab natürlich direkt erstmal die erste Regel vergessen und vor lauter Panik aufgehört zu atmen. Das war einfach ein absolut verrücktes Gefühl und ich musste erstmal vertrauen in die Sauerstoffflasche gewinnen, dass das auch wirklich funktioniert, wie es mir erzählt wurde. Ich muss gerade sehr schmunzeln, als ich das schreibe, denn wenn man das ein paar mal gemacht hat, ist es so selbstverständlich durch das Mundstück zu atmen. Auf 8 Meter tiefe, haben wir dann ein paar Übungen gemacht. Wichtig war erstmal sich auszubalancieren, was wir die meiste Zeit unseres 40 Minuten Tauchgangs gemacht haben. An meinen Diabetes habe ich überhaupt nicht gedacht. Ich wusste, dass nichts passieren kann und dass mein Wert wahrscheinlich durch den Stress eh noch weiter ansteigen wird. Also konnte ich ruhig bleiben und mich ganz auf den Tauchgang konzentrieren. Und ich war so stolz als wir wieder oben waren!! Mein Wert war weit über 300 mg/dL, aber das war mir in dem Moment eigentlich echt egal. Ich habe ganz vorsichtig runter korrigiert, da der zweite Tauchgang schon kurz bevorstand. Im Ganzen war ich die Zeit während der Tauchgänge an dem Tag im Durchschnitt bei 250 mg/dL. Was für mich echt ok war, denn so konnte ich mich voll und ganz auf die Tauchgänge konzentrieren und musste keine Angst haben, in eine Hypo zu kommen. Ich hatte für den Notfall Traubenzucker bei mir, den ich mit einfach unter meinen Neoprenanzug gesteckt habe. Heute weiß ich auch, dass flüssiger Traubenzucker kein Problem ist unter Wasser einzunehmen. Musste ich zum Glück bisher noch nicht machen, aber es gibt mir ein sicheres Gefühl, dass unter Wasser keine zusätzliche Gefahr durch eine Hypo entsteht, wenn man sich gut vorbereitet.

Ich finde, Tauchen ist für mich ein super Beispiel, dass man vieles einfach machen und ausprobieren muss. Meine Gedanken und Ängste, die ich vorher hatte, haben sich nach dem ersten Tauchgang fast in Luft ausgelöst. Vorher hatte ich keine Ahnung, wie sich mein Diabetes verhält und wie ich reagieren muss, und durch das Tauchen habe ich einfach super viel dazu gelernt und traue mir jetzt viel mehr Dinge zu. 

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